Kreditversicherer im Zwiespalt – zum Teil mutiger, aber mit Preisaufschlag
Die Tendenz der Preisentwicklung geht weiterhin leicht nach oben, Höhepunkt ist noch nicht erreicht
Wie ein aktuelle Befragung deutscher & damit auch in Österreich agierender Kreditversicherer (Bürgschafts- & Garantie-Rahmen-Anbieter) zeigt, werden ein Jahr nach Beginn des Russland – Ukraine Krieges, die Auswirkungen auf die wirtschaftliche Lage im EU-Raum tendenziell einheitlich gesehen. Dabei legen alle Fokus auf die Inflations-Auswirkungen dh. Preisanstiege im Material, Energie & Personalkostenbereich, konkret wie sich die Gewinnspannen entwickeln und in den „Geschäfts-Büchern“ niederschlägt. Ein Entscheidungsträger formulierte trefflich sinngemäß: „Was nützen schöne 2021 Corona-Bilanzen“ mit Millionen Gewinnen, wenn die aktuellen 2022er Zahlen preisanstiegsbedingt Verluste in ähnlicher Höhe zeigen“
Die aktuell langsam einlangenden Jahresabschlüsse 2022 zeigen dementsprechend sehr unterschiedliche Ergebnisse.
Ebenso unterscheiden sich die Reaktionen der Kreditversicherer zum Teil diametral. Während einige Ihre Zeichnungspolitik nach den Corona-Jahren wieder deutlich lockern / mutiger gestalten, sind andere weiterhin stark auf der Bremse und verwalten Ihr Bestandsgeschäft. Überwiegende Einigkeit herrscht in der Tendenz der steigenden Preise, auch wenn kein direkter Zusammenhang zum steigenden Zinsniveau zu argumentieren ist, nützen die Kreditversicherer dies und andere herrschenden Unwägbarkeiten, Risken & unklaren Zukunftsszenarien als Argumentation für Preissteigerungen.
Speziell am österreichischen Garantie-Markt, ist bekanntermaßen, das Prämienniveau vorsichtig formuliert mehr als bescheiden / unter-unterdurchschnittlich. Da kommt dies den Kreditversicherern gerade recht.
Während im Herbst 2022 allgemein von rezessiven Tendenzen im produzierenden Gewerbe, in Bau- & Baunebengewerbe ausgegangen wurde, sind gegenwärtig die Aussichten etwas rosiger und wird für das Jahr mit einem zarten Plus an Wirtschaftswachstum gerechnet. Dies gilt jedoch nicht für die ziemlich durchgebeutelte, zum Teil im Umbruch befindliche Baubranche. Hier werden nach vielen Jahren des Booms heuer deutlich kleinere Brötchen , in Österreich Semmeln (fast schon in Jour-größe/Kleinheit) gebacken werden.
Der Anstieg der Insolvenzen in Deutschland auf Vor-Coronaniveau und die Europaweit höchsten Anstiege bei Insolvenzverfahren in Österreich sind keinesfalls dazu angetan die Versicherer mutiger werden zu lassen. Ganz nach dem Motto lieber einmal mehr & genauer hinsehen, als sich ein Sorgenkind einzuhandeln. Dies ist auch in der tendenziell länger werdenden Dauer der Kreditprüfungen & Entscheidungen zu bemerken. Möglicherweise werden in den Risiko-Abteilungen aus 6 nun 8 -Augen Prinzipien bzw. auch Risikoaufschläge großzügiger interpretiert.
Das in Corona-Zeiten bei Banken & Versicherern beliebt gewordenen „Autofahrer-Credo „Fahren auf Sich“ ist nun in deren Fleisch & Blut bzw. gar deren DNA übergegangen und somit scheint die chronische Vorsicht & Zurückhaltung beim Appetit speziell auf Neugeschäft, das „neue Normal“ geworden zu sein.
Um mit einem ähnlichem Zwiespalt, wie bei den Versicherern zu schließen: zum einen „den Mutigen gehört die Welt / erobern die Marktanteile“, zum anderen ist „Vorsicht die Mutter der Porzellankiste /des Gewinns“.
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